Mauterndorf steht auf dem Boden einer uralten frühgeschichtlichen Siedlung, an dessen Stelle später die Römer ein Kastell errichteten, um die wichtige Verbindungsstraße über die Radstädter Tauern zu sichern. Nach der Zerstörung der Anlage, während der Völkerwanderung, wurde dort eine Maut eingehoben, wodurch der Ort seinen Namen bekam. Durch den Frachtverkehr über den Tauernpass zum wichtigsten Handelsplatz des Lungaus geworden, entwickelte sich Mauterndorf später zum Bergbauzentrum und schließlich zum bekanntesten Fremdenverkehrsort des Lungaus. Das Wahrzeichen des Ortes thront auf einem kleinen Felsplateau im Norden - die am Ende des 19. Jahrhunderts mit viel Liebe renovierte Burg Mauterndorf. Die Gletschermühlen bei Mauterndorf, bis zu 4 m tiefe glattwandige Hohlformen im Granit, versetzen uns in eine 20.000 Jahre zurückliegende Zeit, zu der das Taurachtal von einem etwa 400 m dicken Gletscher bedeckt war. Damals donnerte Schmelzwasser durch Spalten im Eis in die Tiefe und bohrte mit seiner Gesteinsfracht in mehr als 1000jähriger Arbeit diese Formen in den Fels. Von der Kirche in Mauterndorf wandern wir durch Siedlungsgebiet und Weidelandschaft, das von artenreichen Gehölzstreifen sowie malerischen alten Holzzäunen aufgelockert ist, zum Ortsteil Stampfl. Dann tauchen wir in Lärchen-, Zirben- und Fichtenwald ein, in dem Feuchtgebiete, die wir auf Holzbohlen durchqueren, sowie offene oder Baum bestandene Weiden eingestreut sind. Dieser Wald begleitet uns bis zur Jausenstation Almstüberl unterhalb des Moserkopfs hinauf. Am so genannten Fanningberg, nicht weit östlich unseres Pfades, brütet die Feldlerche. Sie ist ein kleiner, unscheinbarer, bräunlicher Vogel mit spitzem Schnabel, der sein Nest am Boden anlegt. Ihr lang anhaltender, lauter, etwas rauh klingender Singflug ist aber alles andere als unauffällig. Sie steigt dabei 50-100 m hoch in den Himmel, immer in Spiralen fliegend und ständig singend. Am Besten kann man diese Balz- und Revierabgrenzungsaktivitäten im Frühjahr beobachten. Vom Almstübel geht es zuerst über eine Forststraße, dann auf einem Steig, von tollem Panorama umgeben, durch herrliche Landschaft zu einem Kreuz, dem Moserkopf. An der Waldgrenze begegnen uns verträumte Zirbenwälder mit viel stehendem Totholz und einzelnen Latschengrüppchen. Die baumfreien Stellen dazwischen beherbergen kleine Tümpel, die von dichten Strauchheiden und Weiden umgeben sind. Vorbei am Gamsstadl, einer nur im Winter geöffneten Jausenstation, streben wir auf einem Grat, der mit Polsterpflanzen und ganzen Flechtenteppichen bedeckt ist, dem Zechnerriegel entgegen. Vom Gipfel schweift unser Blick weit über freies Almgelände. Den ganzen Kamm entlang begleiten uns die Rufe der kleinen, unauffälligen Wasserpieper, die in den Almwiesen ihre Nester haben. Die Art ist Bodenbrüter und versteckt ihre Eier unter überhängenden Grasbüscheln, in kleinen Mulden usw. Kommen wir zu nahe an das Nest heran, beginnen die Altvögel mit lauten, hohen Rufen zu warnen. Gehen wir weiter - meist ohne die Warnsignale richtig zu deuten - auf das Gelege zu, stellen sich die Vögel flügel- oder fußlahm, um unsere Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Meist wird dadurch die Neugierde des Naturfreunds geweckt und er folgt dem scheinbar verletzten Altvogel. Ein Stück weiter ist dieser aber plötzlich „geheilt" und verschwindet blitzschnell. So ist der ungebetene Besucher ohne es zu erkennen schnell aus der „Gefahrenzone" gebracht. Wir wandern gemächlich an vielen unberührten kleinen Tümpeln vorbei. Eine Abzweigung Richtung Weißpriach lassen wir hinter uns. Gemütlich geht es unterhalb der Karneitschenhöhe auf fast ebenem Steig dahin. In einer Welt der schier unendlichen Almweiden, von zahlreichen Quellen und Bächlein feucht gehalten, erreichen wir dann nach kurzem, steilen Anstieg den Gipfel des Kleinen Gurpitschecks. Wir genießen das herrliche Panorama und bemerken, dass hier nur mehr ganz wenig Wacholder in kleinen Horsten und viel Preiselbeere am Granitschiefer wachsen. Jetzt trennt uns nur noch eine Scharte vom 2526 m hohen Gurpitscheck, welches uns dann fantastische Ausblicke in die Gipfelwelt der Alpen ermöglicht. Es fällt uns auf, dass alle Almen bewirtschaftet sind. Wir können viele große Latschenfelder in sattem, dunklem Grün erkennen. Wählen wir einen anderen Rückweg, so steigen wir vom Sattel zwischen Gurpitscheck und Kleinem Gurpitscheck Richtung Hinterweißpriach über Blockhalden, Almen, Seen und Feuchtstellen bis zur Waldgrenze ab. Durch uralte Fichten-Lärchen-Wälder und Waldweide streben wir dem Tal zu. Dabei fallen uns öfters besonders schlank wirkende, spitze Fichten auf. Ihre Form ist charakteristisch für höhere Lagen. Da sich der Schnee durch die schlanke Form weniger gut am Baum halten kann, wird eine zu starke Belastung der Äste verhindert. An einer Kapelle bei Hinterweißpriach endet unsere Tour. Mit dem Bus kehren wir zum Ausgangspunkt zurück. Quelle: LUNGAU - Wandern und Natur erleben, Ferienregion Lungau |